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Regionale KI-Wettbewerbsfähigkeit mit einer Börse für KI-Rechenleistung lösen

Um die Wettbewerbsfähigkeit im Bereich KI zu steigern, wird vorgeschlagen, eine Handelsbörse für KI-Rechenleistung zu schaffen, die den Zugang zu günstiger Rechenkapazität fördert und den Wettbewerb unter Anbietern anregt. Dies könnte die Kosten für KI-Infrastruktur senken und kleinen Unternehmen helfen, am Markt teilzunehmen. Gewinne aus der Börse könnten in Forschung und Entwicklung reinvestiert werden.

Details

KI braucht Rechenleistung. Mehr als jede andere digitale Technologie. Diese Rechenleistung muss nicht nur verfügbar sein, sondern auch kosteneffizient, damit KI-Unternehmen eine Chance haben, profitabel zu werden und nachhaltig zu wirtschaften. Um die Preise von Rechenleistung zu senken und die Verfügbarkeit zu erhöhen, braucht es Wettbewerb. KI-Rechenleistung ist ein Rohstoff, der homogen ist. Um den Wettbewerb zu fördern, schlagen wir vor, eine Handelsbörse zu schaffen, über die KI-Unternehmen ihren Bedarf decken und IT-Infrastrukturanbieter ihre produzierte Rechenleistung anbieten können.

Eine Studie eines renommierten Investors zeigt, dass bei Digitalunternehmen, schon vor KI-Technologien, bis zu 50 % der Umsätze für Infrastrukturkosten ausgegeben werden. Auch die hohen Verluste der führenden KI-Unternehmen, welche durch Risikokapitalgeber kurzfristig übernommen werden, zeigen deutlich, wie wichtig der Preis von Rechenkapazität für KI-Unternehmen ist.

Als Modell für eine solche Börse ist die Strombörse (EEX) eine sinnvolle Vorlage. Dort kann ein Unternehmen seinen Bedarf an Strom, zum bestmöglichen Preis, decken. Eine Börse bietet Kontrakte, sogenannte Handelsvereinbarungen, im Falle von KI, für Rechenleistung. Kennt ein Unternehmen seinen Bedarf an Rechenleistung bereits (z.B. wenn es regelmäßig ein KI-Modell auf neuen Daten trainiert - ‚Finetuning‘), kann es Terminkontrakte kaufen und damit den Preis für einen Zeitraum sichern („Hedging“). Zusätzlich ist ein Day-Ahead-Markt (Handel heute für Lieferung morgen) und ein Intraday-Markt (Handel und Lieferung am selben Tag) für Rechenleistung sinnvoll. Unternehmen können bedarfsgerecht Kapazitäten einkaufen und diese im Falle von Nichtnutzung auch wieder verkaufen.

Solch eine Börse schafft wichtige Preissignale, auf deren Basis sowohl regulatorische und politische Entscheidungen als auch Investitionsentscheidungen von Investoren getroffen werden können. Zum Beispiel kann ein mittelfristiger steigender Preis bei Terminkontrakten, mit einer Laufzeit von 6 bis 12 Monaten, signalisieren, dass neue Kapazitäten geschaffen werden müssen. Volatilität am Markt entsteht zudem durch den Preis des Stroms, der für die Erzeugung von KI-Rechenleistung genutzt wird. Steigt dieser über einen Preis, der für Infrastrukturanbieter wirtschaftlich ist, so wird Kapazität vom Markt genommen. Gleichermaßen kann ein Wettbewerb bei Chip-Technologien für KI dazu führen, dass neue Arten von effizienteren Chips in den Markt drängen und ältere Technologien weniger wirtschaftlich machen.

Grundsätzlich schafft die Börse einen Wettbewerb, der kurz- und mittelfristig zu einer Senkung der Kosten für KI-Infrastruktur sorgt. KI-Unternehmen, die über die Börse ihre Kapazität beziehen, haben einen Wettbewerbsvorteil, denn die Produktkosten für KI-Dienste sinken gleichermaßen. Für Bundesländer ist das eine Chance, denn viele Bundesländer investieren maßgeblich in neue KI-Unternehmen und Dienste. Die Börse wäre nun Dreh- und Angelpunkt für den Einkauf von Rechenkapazität.

In Deutschland gibt es bis heute keine IT-Infrastruktur-Anbieter, die die notwendige Menge an KI-Rechenleistung, z.B. für ein Modell-Training, alleine anbieten können. In den Bundesländern gibt es keinen IT-Infrastruktur-Anbieter, der alleine groß genug ist, um die Nachfrage von auch nur einer Handvoll von KI-Unternehmen zu decken. Die Börse löst dieses Problem, indem sie als Aggregator aller verfügbaren Kapazitäten agiert. So schafft sie mehr Chancen auch für kleine und mittelständische Infrastruktur-Anbieter, am Markt zu partizipieren, innovative Lösungen für effiziente Bereitstellung zu schaffen und am Wachstumsmarkt KI zu partizipieren.

Befindet sich die Börse zudem im (Teil-)Besitz des Landes, können die Gewinne aus dem Handelsgeschäft in das Budget des Landes eingebaut und weiter in Forschung und Entwicklung, z.B. für die Entwicklung besserer KI-Chips, investiert werden.

Die technische Machbarkeit wurde durch die großangelegten Investitionen der EU über die sog. „Important Projects of Common European Interest“ (ICPEI) bereits realisiert. Denn die EU hat Kerntechnologien, wie z.B. Software für die dezentrale und föderale Bereitstellung von Kapazität, mit dem ICPEI Programm gefördert und zur Marktreife gebracht. Im Anhang sind einige der Projekte aus dem Programm aufgeführt. Was fehlt, ist ein fähiges Marktdesign als Grundlage für den börslichen Handel von Kapazität.

Langfristig wäre es zudem denkbar, die Nachfrage über den Einkauf von öffentlichen Organisationen weiter zu stimulieren. Diese könnte beim Einkauf von KI-Lösungen auferlegen, dass die Rechenkapazität, die für den Betrieb der KI-Anwendungen notwendig ist, über die Börse beschafft werden muss.

Kurzfristig sollte vor allem sichergestellt werden, dass insbesondere neue KI-Start-ups die notwendigen Anreize haben, die Börse zu nutzen. Denn im aktuellen Marktumfeld bieten vor allem große, internationale Anbieter häufig Gratis-Rechenleistungen an. So bietet Google KI-Start-ups bis zu 350.000 EUR an kostenloser Rechenleistung an, um sicherzustellen, dass die KI-Anwendungen auf Googles eigener, geschlossener Börse aufgebaut werden. Dies sollte auf nationaler und EU-Ebene unterbunden werden, bis dies passiert, sollten jedoch die Gewinne aus dem Handel der Börse zum Teil dafür genutzt werden, gleichwertige Anreize auf der offenen Börse zu schaffen. Dies muss ggf. mit einer Startfinanzierung bei der Gründung der Börse aus Steuergeldern realisiert werden, welche jedoch über die Gewinne des Handels mittelfristig zurückgeführt werden. Diese Startfinanzierung ist notwendig, um Neugründungen im KI-Markt für die offene Börse zu gewinnen.

Weiterführende Links:

Deutsche Börse Cloud Exchange:

https://t3n.de/news/iaas-neuer-marktplatz-server-hosting-611756/

https://en.wikipedia.org/wiki/Deutsche_B%C3%B6rse_Cloud_Exchange_AG

KI braucht Rechenleistung:

https://www.golem.de/news/elementl-power-google-plant-drei-kernkraftwerke-fuer-ki-rechenzentren-2505-196034.html

Artificial Intelligence Index Report 2025: https://hai-production.s3.amazonaws.com/files/hai_ai_index_report_2025.pdf

Stand und Entwicklung des Rechenzentrumsstandorts Deutschland: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Technologie/stand-und-entwicklung-des-rechenzentrumsstandorts-deutschland.pdf?__blob=publicationFile&v=10

Anhang Projekte IPCEI

Die IPCEI Projekte werden vom DLR als Projekt-Träger für ganz Europa verwaltet.

https://www.8ra.com/projects/

https://www.8ra.com/projects/aided/

https://www.8ra.com/projects/apeirora/

https://www.8ra.com/projects/cloud-computing-edge-for-data-network-service-over-fttx-oran-and-asp4agv/

https://www.8ra.com/projects/datacleen/

https://www.8ra.com/projects/dxp/

https://www.8ra.com/projects/e2cc-cgi/

https://www.8ra.com/projects/ecofed-2/

https://www.8ra.com/projects/facis/

https://www.8ra.com/projects/fedeu-ai/

https://www.8ra.com/projects/windcores/

Photo

Photo by Maxim Hopman on Unsplash

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