May 8, 2025
Regionale digitale Ökosysteme als Schlüssel zur Souveränität: Wie Länder und Kommunen die volkswirtschaftliche Wirkung der Digitalisierung maximieren können
Share Publication
Die Digitalisierung der Wirtschaft und Verwaltung nimmt auch in der neuen Koalition einen hohen Stellenwert ein und manifestiert sich in einem neuen Digital-Ministerium. Doch die Zusammenführung der verschiedenen Themenstränge von KI, Digitalisierung, Cloud, Souveränität, Rechenzentren oder Start-ups ist komplex. Noch komplexer ist es, den volkswirtschaftlichen Mehrwert der Digitalisierung im regionalen Kontext, zum Beispiel in Ländern und Kommunen, zu realisieren. Diesen Aspekt haben wir in einer ausführlichen Studie für das BMWK entschlüsselt und mit Fakten unterlegt. Eine Erkenntnis: Nur mit durchdachten regionalen digitalen Ökosystemen aus Digitalwirtschaft, Infrastruktur und Know-how lässt sich „Digitalisierung“ nachhaltig und volkswirtschaftlich sinnvoll umsetzen.
Mit diesem Diskussionspapier wollen wir Ländern und Kommunen Impulse und konkrete Ansätze bieten, regionale digitale Ökosysteme gezielt aufzubauen. Unser Ziel ist es, dass öffentliche Investitionen in Digitalisierung, KI und Digitalwirtschaft größtmögliche volkswirtschaftliche Wirkung entfalten. Gleichzeitig möchten wir Risiken und Abhängigkeiten minimieren—insbesondere jene, die entstehen, wenn ausländische Anbieter Wertschöpfung abschöpfen und somit nur geringe Vorteile für Deutschland und seine Regionen verbleiben. Nicht zuletzt berücksichtigen wir dabei auch geopolitische Risiken und zeigen Wege auf, wie diese durch regionale, souveräne digitale Strukturen verringert werden können.
Als unabhängiger Think-Tank denken wir Werte- und Gemeinwohl orientiert. Mit unserem tiefen Verständnis für die digitale Welt möchten wir dabei helfen, nachhaltige, regionale, souveräne, digitale Ökosysteme zu schaffen.
Zusammenfassung
Um ein starkes digitales Ökosystem in der Region zu schaffen, sollten Regierungen systemisch vorgehen und die gesamte Wertschöpfungskette der digitalen Welt einbeziehen.
Für Teile der Wertschöpfungskette, die sich nicht in der Region abbilden lassen, sollten bewusste Importabhängigkeiten und Handelsabkommen getroffen werden, sodass kein unsichtbarer Abfluss von Wirtschaftsleistung aus der Region geschieht.
Die größten Handlungsfelder sind: Digitale Produktentwicklung in der Region schaffen, diese in der Digitalisierung von Unternehmen und Verwaltung einsetzen und die dafür notwendigen digitalen Ressourcen regional zu produzieren.
Gleichermaßen ist die Kompetenzsicherung in der Region wichtig, z. B. über die Stimulierung von regionalen IT-Dienstleistern und IT-Infrastruktur-Anbietern.
Begriffe
Digitalwirtschaft: Der Wirtschaftsraum von Unternehmen, die ausschließlich digitale Produkte und Dienstleistungen im digitalen Raum (Internet) anbieten. Hier handelt es sich um Digitalunternehmen, welche in der Frühphase auch als „Start-ups“ bezeichnet werden.
Die digitale Transformation der Wirtschaft, digitalisierte Wirtschaft: Mithilfe von digitalen Produkten werden Unternehmensprozesse und Geschäftsmodelle digitalisiert und damit effizienter. Ziel der digitalen Transformation der Wirtschaft ist eine erhöhte Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit, welches Wachstum ermöglicht.
Digitale Produkte: Hier handelt es sich um nicht physische Produkte, welche aus digitalen Technologien hergestellt werden. Übliche Geschäftsmodelle sind Abo- oder Lizenz-Modelle oder der Verkauf von Werbung. Digitale Produkte verbrauchen im Betrieb digitale Ressourcen, welche von digitaler Infrastruktur produziert werden. Digitale Ressourcen haben eine äquivalente Rolle zu Energieressourcen in der Industrie.
Digitale Infrastruktur: Ein Überbegriff für die Infrastruktur und Ressourcen, die für die Bereitstellung von digitalen Ressourcen benötigt werden: Rechenzentrumsgebäude, IKT-Equipment, Glasfasernetze, Kühlung und Strom.
Die digitale Transformation der Verwaltung: Wie in der Wirtschaft sollen primär Verwaltungsprozesse mithilfe von digitalen Produkten digitalisiert und damit schneller und effizienter werden. Dies kann als Verbesserung der Bürokratie betrachtet werden und erhöht die Qualität der Regierungsdienstleistungen gegenüber der Bürgerschaft und der Wirtschaft.
IKT-Wirtschaft: der Wirtschaftszweig der IT-Beratungen, Dienstleister- und Infrastruktur-Anbieter. Diese Unternehmen bieten Beratungsleistungen, die Entwicklung von digitalen Produkten und Diensten für die Digitalwirtschaft und Digitalisierung an. Zudem bieten die Unternehmen den Betrieb von IT-Diensten und digitalen Produkten an und bauen IT-Infrastruktur, wie private Glasfasernetze oder Rechenzentren, auf.
Cloud: Ein Marketingbegriff, der digitale Produkte und IT-Infrastruktur mit flexiblen Abrechnungsmodellen beschreibt.
Cloud-Infrastruktur: Beschreibt eine Art von IT-Infrastruktur, die stundenbasiert abgerechnet wird.
Cloud-Dienste: Sind digitale Produkte, die nutzungsbasiert abgerechnet werden und beschreiben ein oft Abonnement-basiertes Geschäftsmodell (anders als ein Lizenz-Modell) für digitale Produkte. Cloud-Dienste werden oft als Paketangebot zusammen mit Cloud-Infrastruktur angeboten, wodurch ein oft diskutierter „Lock-in“ Effekt entsteht.
Digitale Wertschöpfung
Im Detail haben wir die digitale Wertschöpfungskette in einem Bericht für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ausführlich (Kapitel 3 und 5) dargestellt. Ein Verständnis der Wertschöpfungsstufen, von der Veredelung von Energieressourcen hin zu möglichen Produktivitäts- oder Effizienzsteigerungen, ist für die Gestaltung erfolgreicher digitaler Ökosysteme ausschlaggebend. Im Folgenden eine Kurzzusammenfassung der Wertschöpfung, auf der die digitale Welt aufbaut. Die Betrachtung läuft von oben, von den Effekten, die digitale Produkte und Dienste erzeugen, bis zur unteren Ebene, der Infrastruktur und Strombereitstellung.
Produktivitäts- und Effizienzgewinne durch die Anwendung von digitalen Produkten (Digitalisierung) in nicht digitalen Unternehmen (digitale Transformation der Wirtschaft), der Verwaltung (Verwaltungsdigitalisierung) oder der Gesellschaft (insbesondere Konsum- und Medienwirtschaft).
Beratungsleistungen für die Anwendung von digitalen Produkten in der Verwaltung, Regierung und nicht digitalen Unternehmen.
Verkauf und Herstellung von digitalen Produkten und Betrieb von digitalen Marktplätzen und Medien von Digitalunternehmen (Start-ups)
Herstellung von digitalen Technologien (z. B. KI-Modelle) und dem damit verbundenen geistigen Eigentum. Jedoch ist der Markt für digitale Technologien durch die Verbreitung von kostenloser und quelloffener Software (Free and Open-Source, FOSS) kommerziell meist unattraktiv.
Betrieb von Handelsplätzen für digitale Ressourcen, die für den Betrieb von digitalen Produkten notwendig sind (z. B. Cloud-Infrastruktur-Anbieter)
Herstellung von IKT-Equipment, das für die Produktion von digitalen Ressourcen notwendig ist, dazu gehören auch Computer-Chips.
Bau und Vermietung von Gebäudeflächen (Rechenzentrumsgebäude) für den Betrieb von IKT-Equipment zur Herstellung von digitalen Ressourcen.
Beschaffung, Erzeugung und Bereitstellung von Energie, sowohl in der Form von Netzstrom, Kühlleistung oder Notstrom.
Bereitstellung des Zugangs zum Internet und privaten digitalen Netzen für den Austausch von Informationen, Handel von digitalen Ressourcen und Internet-Marktzugang für digitale Produkte.
Digitale Transformation der Wirtschaft: Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigern
Branchenübergreifend liegt die größte Chance für Unternehmen in der Prozessautomatisierung mithilfe von digitalen Produkten. Dabei spielt es keine Rolle, ob dabei Technologien wie Internet of Things (IoT) oder Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt werden.
Eine zweite Chance ist die Verbesserung der digitalen Vermarktung, sowohl der Verkauf von Produkten und Dienstleistungen über das Internet, als auch die Vermarktung der Produkte des Unternehmens in digitalen Medien. Auch in diesem Bereich kommen digitale Produkte als Werkzeuge zum Einsatz.
Beispiel: Realisierung von Prozessautomatisierung
Hierfür braucht es drei Zutaten: Prozess- und Veränderungskompetenz, digitale Produkte, die branchenspezifische Prozesse automatisieren können, und Anwendungskompetenz.
Um diese Chancen zu realisieren, müssen Unternehmen:
In der Lage sein, Chancen für die Digitalisierung von Betriebsprozessen zu erkennen und zu beschreiben
Das notwendige Kapital haben, um in die Prozessveränderung, den Kompetenzaufbau- oder Beschaffung zu investieren
Mitarbeiter umschulen, um die digitalen Prozesse anzuwenden und produktiv zu nutzen
Für eine regionale Digitalwirtschaft entstehen Chancen, neue digitale Produkte zu entwickeln, wenn eine enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen ermöglicht wird, um das Prozess-Know-how in ein digitales Produkt zu übertragen. Gleichzeitig können die Investitionskosten mit dem Digitalunternehmen geteilt werden, wenn dieses bereits über Kapital von Investoren verfügt.
Für die regionale IKT-Wirtschaft entstehen Opportunitäten, Unternehmen dabei zu helfen, die Betriebsprozesse zu analysieren und Digitalisierungschancen zu identifizieren und mögliche Produktivitätsgewinne zu quantifizieren.
Beides kann gezielt finanziell gefördert werden, jedoch muss die IKT-Wirtschaft oder Digitalwirtschaft auch mit den Unternehmen zusammengebracht werden und eine Kollaboration ermutigt und befähigt werden.
Die regionale Wertschöpfung ist höher, wenn Unternehmen die notwendigen Beratungsleistungen und digitalen Produkte aus der Region beziehen.
Für den regionalen Arbeitsmarkt bieten sich Chancen zur Umschulung für Digitalisierungsexperten, die Prozessveränderungen begleiten, Chancen identifizieren und Projekte leiten und durchführen. Gleichermaßen werden in der Digital- und IKT-Wirtschaft hochqualifizierte Arbeitsplätze für die Herstellung der digitalen Produkte und Dienstleistungen geschaffen.
Im Rahmen der De-Industrialisierung bietet sich zusätzlich die Chance, Mitarbeiter mit Branchen-Know-how in Digitalisierungsexperten umzuschulen, die das vorhandene Know-how mit neuen Methoden zur Prozessautomatisierung und einem Verständnis für digitale Produkte kombinieren.
Risiken:
Werden die digitalen Produkte nicht von den Unternehmen selbst entwickelt, aus dem Ausland eingekauft oder mithilfe von nicht regionalen IT-Dienstleistern implementiert, so wird die Chance verpasst, bei regionalen Dienstleistern und Digitalunternehmen Kompetenzen aufzubauen und Wertschöpfung zu schaffen.
Zudem geht ein Großteil der digitalen Wirtschaftsleistung verloren, die Produkte werden im Ausland hergestellt und durch Bündelungen mit digitalen Ressourcen angeboten. Werden diese digitalen Ressourcen im Ausland produziert, entsteht ein noch höherer Verlust von volkswirtschaftlichen Effekten in der Lieferkette.
Kompetenzverlust: Die Digitalisierung der Wirtschaft bietet Chancen, Kompetenzen in der Region aufzubauen. Sowohl das branchenspezifische Know-how, welches zur Gründung und Erfolg von neuen Digitalunternehmen führen könnte, als auch die Implementierungskompetenz wird nicht zur Stärkung von Digitalunternehmen und Dienstleistern in der Region eingesetzt.
Abhängigkeit: Es entsteht eine unsichtbare Import-Abhängigkeit, sowohl von digitalen Produkten als auch bei Dienstleistungen und von den digitalen Ressourcen, die für den Betrieb der Produkte oder für die Implementierung benötigt werden
Durch den Fachkräftemangel in Deutschland besteht das Risiko, dass selbst IT-Dienstleister und Digitalunternehmen in anderen Bundesländern nicht die Kapazitäten haben, um bei der Digitalisierung der Unternehmen in der Region mit ihren Angeboten zu helfen. So entsteht das Risiko, dass die Unternehmen die Chancen der Digitalisierung nicht realisieren können, da die notwendige Unterstützung weder aus der Region noch aus anderen Teilen Deutschlands bezogen werden kann.
In diesem Falle kann es passieren, dass das Unternehmen generische digitale Produkte „von der Stange“ kaufen, die nicht zu den spezifischen Anforderungen des Unternehmens passen, und damit nicht erfolgreich für die Digitalisierung angewendet werden können.
Hierdurch entstehen Kapitalinvestitionen, die nicht zu einer Produktivitätssteigerung im Unternehmen führen, sondern die Profitabilität reduzieren. Dabei profitieren ausländische Hersteller von digitalen Produkten und ein Teil der Wertschöpfung der Region fließt ab.
Aufbau einer eigenen Digitalwirtschaft: Neue Wertschöpfung für die Region
Jede Region möchte Start-ups und Digitalunternehmen anziehen oder fördern, mit dem Ziel, einen neuen, attraktiven Wirtschaftszweig in der Region zu verankern.
Dafür braucht es vier Komponenten:
Nachfrage: Durch klar formulierte, zu lösende Probleme von nicht digitalen Unternehmen und der Verwaltung können Digitalunternehmen neue Produkte entwickeln, die schnell einen Markt finden.
Kostenlose digitale Ressourcen: Da der Großteil von digitalen Technologien kostenlos und lizenzfrei nutzbar ist, ist die größte Kostenposition neben den Personalkosten der Einkauf von digitalen Ressourcen. Diese müssen in der Pilot- oder Erprobungsphase kostenlos zur Verfügung stehen, um den Kapitalbedarf zu mindern.
Frühphasenkapital: Unternehmer benötigen Zugang zu Finanzmitteln, die besonders die Erprobungs- und Frühphase des Unternehmens (bevor es Kunden, Umsatz oder Ähnliches gibt) finanzieren.
Personal: Für die Entwicklung von digitalen Produkten braucht es eine Reihe von Kompetenzen: Software- und Produkt-Entwicklung, Vermarktung & Vertrieb und Gestaltung von Benutzeroberflächen.
Um die Nachfrage zu stimulieren, können nicht digitale Unternehmen als auch Verwaltungen eigennützig helfen. Sie können mögliche Opportunitäten für Digitalisierung oder zu lösende Probleme transparent und öffentlich machen und den Wert der Lösung quantifizieren. Damit bekommen Digitalunternehmer eine Landkarte der Chancen in der Region und Marktpotenzial. Diese sollte die höchste Priorität haben, da es zu Motivation und Chancen für Unternehmertum führt.
Gleiches lässt sich auch für den Endkunden-Markt für digitale Marktplätze und Medien realisieren, hier muss aber die Bürgerschaft eingebunden und befähigt werden, zum Ausdruck zu bringen, welche digitalen Plattformen aus ihrer Sicht den größten Mehrwert bringen. Kurzfristig sollte der Fokus eher auf der Digitalisierung von Unternehmen und Verwaltung liegen, da der volkswirtschaftliche Mehrwert größer ist.
Digitale Ressourcen werden in nahezu allen Fällen kostenlos von den Anbietern großer Handelsplätze bereitgestellt, z. B. durch Google, Microsoft und AWS. Sie übernehmen die Rolle des Staates und fördern die Entwicklung von mehr digitalen Produkten. Jedoch kommt diese Förderung mit einem „Lock-in“ in diese Handelsplätze, es ist schwer für Digitalunternehmen, digitale Ressourcen später von anderen Anbietern zu beziehen.
Frühphasenkapital kommt in vielen erfolgreichen Digitalregionen von Privatpersonen („Angel Investoren“). Können nicht ausreichend Privatpersonen mobilisiert werden, sollte die Regierung gezielt Unternehmen fördern, die digitale Produkte für die kartografierten Herausforderungen und Chancen der Region entwickeln.
Alternativ kann die Regierung auch Pilot-Verträge vermitteln, sodass Digitalunternehmen die Chance erhalten, für die Verwaltung oder für nicht digitale Unternehmen in der Region digitale Produkte zu entwickeln und dafür bezahlt zu werden. Wichtig in diesem Falle ist, dass die Rechte an den Ergebnissen beim Digitalunternehmen bleiben, damit es im Anschluss das Produkt auch anderen Kunden anbieten kann.
Das Personal für die Digitalwirtschaft sollte gezielt durch Studiengänge an Universitäten geschaffen oder durch Umschulungsprogramme gefördert werden. Attraktiv ist hierbei, dass das Digitalunternehmen Anteile an Mitarbeiter und damit eine hohe Incentivierung für Studierende und andere Arbeitskräfte geben kann.
Um diesen Vorgang zu beschleunigen, können auch Arbeitskräfte aus anderen Regionen angezogen werden oder kurzfristige Bildungsprogramme („Bootcamps“) geschaffen werden.
Werden diese Komponenten geschaffen, so lässt sich kurzfristig eine regionale Digitalwirtschaft stimulieren. Wichtig ist es jedoch, eine klare Landkarte der Markt-Opportunitäten zu schaffen, Zugang zu digitalen Ressourcen sicherzustellen und Frühphasenkapital- oder Pilotprojekte zu ermöglichen.
Risiken:
Digitale Ressourcen werden außerhalb der Region bezogen, insbesondere von großen Handelsplätzen:
Importabhängigkeit: Die Digitalwirtschaft der Region ist abhängig von digitalen Ressourcen, die im Ausland hergestellt werden; ein Großteil der Wertschöpfung (bis zu 60 %) der Digitalunternehmen wird dadurch verloren.
Lock-in: Die Digitalwirtschaft kann sich nur mit großen Kapitalinvestitionen wieder von den Handelsplätzen lösen, z. B. um die digitalen Ressourcen aus der Region zu beziehen.
Wertschöpfung: Bis zu 60 % der Umsätze von Digitalunternehmen werden für den Einkauf von digitalen Ressourcen eingesetzt. Werden diese in der Region produziert, so lässt sich ein größerer Teil der Wertschöpfung in der Region halten.
Digitalunternehmen finden die notwendigen Fachkräfte nicht.
Remote Arbeit: Digitalunternehmen können Fachkräfte weltweit für sich arbeiten lassen, da die typische Unternehmenskultur eine Hybride- oder Remote-Arbeitskultur ist. Wichtig ist jedoch, dass die Vermarktung und Kontakt mit den Unternehmen und Verwaltung aus der Region vor Ort geschehen.
Wertschöpfung: Setzt ein Unternehmen aus Fachkräften, die Remote-arbeiten, geht wiederum ein Teil der Wertschöpfung für die Region verloren, dies kann kurzfristig akzeptabel sein, sollte jedoch durch Bildung und Umschulung mittelfristig verbessert werden.
Digitalunternehmen finden keine Märkte oder Abnehmer für ihre digitalen Produkte:
Hier ist es besonders wichtig, eine Plattform für die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Verwaltung zu schaffen, um damit einen Marktplatz für Digitalisierungslösungen bereitzustellen.
Regionale Entwicklungsfonds können genutzt werden, um Pilot-Projekte zwischen Digitalunternehmen und anderen Branchen zu finanzieren.
Die Basis für den Erfolg: eine starke IKT-Wirtschaft in der Region
Sowohl eine erfolgreiche Digitalwirtschaft als auch eine produktivitätssteigernde digitale Transformation von Wirtschaft und Verwaltung benötigt eine starke IT-Infrastruktur und Dienstleistungen in der Region.
Je weniger Komponenten in die Region importiert werden müssen, desto höher ist der volkswirtschaftliche Mehrwert, der durch die Digitalisierung und Digitalwirtschaft geschaffen wird.
Werden digitale Produkte in der Region von Digitalunternehmen hergestellt, so entstehen hochqualifizierte Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, Erfolgsgeschichten und ein neuer starker Wirtschaftsbereich für die Region.
Gleichermaßen können diese digitalen Produkte auf die Herausforderungen der Unternehmen und Verwaltung in der Region zugeschnitten werden, was wiederum die potenzielle Produktivitätssteigerung erhöht und verbessert.
Werden die für die Digitalwirtschaft und Digitalisierung notwendigen digitalen Ressourcen in der Region produziert, so entstehen weitere Steuereinnahmen, Arbeitsplätze und digitale Infrastruktur für die Region. Zudem sinkt die infrastrukturelle Abhängigkeit, was sich positiv auf die Resilienz und Souveränität der Region auswirkt.
Kommen die IT-Dienstleistungen, wie die Implementierung von digitalen Produkten in Unternehmen und Verwaltung, aus der Region, so wird Kompetenz aufgebaut und in der Region verankert. Auch dies sorgt für eine Wissenssouveränität – das Know-how für die Herstellung, Implementierung und Betrieb einer digitalen Wirtschaft bleibt in der Region.
IT-Infrastruktur und Handelsplätze in der Region schaffen
Der Betrieb einer regionalen Handelsplattform für digitale Ressourcen schafft Chancen für IT-Infrastruktur Anbieter und vereinfacht die Beschaffung der Ressourcen für die Digitalwirtschaft und Digitalisierung.
Gleichzeitig lässt sich über eine solche Handelsplattform die Nachfrage und das Angebot beobachten und damit auch das Wachstum und den Erfolg von Digitalwirtschaft und Digitalisierung.
Mithilfe der Regierungen können hierüber auch das Angebot von kostenlosen digitalen Ressourcen, welche neuen Digitalunternehmen unterstützen, implementieren, ohne dabei einzelne IT-Infrastruktur Anbieter zu bevorzugen.
Überhangkapazitäten können über diesen Handelsplatz auch für andere Regionen bereitgestellt und Chancen für einen nationalen oder internationalen Exporthandel geschaffen werden.
Die möglicherweise fehlenden Kapazitäten in der Region werden über Preistransparenz in der Handelsplattform sichtbar und können durch Importe aus dem Ausland kurzfristig kompensiert werden.
Regionale IT-Infrastruktur-Anbieter können zudem stimuliert werden, in Kapazitäten zu investieren, um den Preis für digitale Ressourcen zu senken. Dabei entstehen die größten Kapitalkosten bei der Beschaffung von notwendigem IKT-Equipment.
Hier kann die Regierung mit Finanzinstrumenten wie Krediten oder Bürgschaften die Anbieter in der Region stärken und es ermöglichen, wettbewerbsfähige Kapazitäten für die Region aufzubauen.
Gleichermaßen kann die Regierung regionale IT-Infrastruktur stimulieren in dem Fördergeld, Investitionen oder Aufträge im Bereich der Digitalisierung und Digitalwirtschaft, zwingend mit digitalen Ressourcen aus der Region realisiert werden müssen, welche über die regionale Handelsplattform eingekauft werden.
Die Herstellung von IKT-Equipment in einer Region ist aufgrund der hohen Ressourcenkosten und schlechter Arbeitsbedingungen nur bedingt wünschenswert und langfristig nicht wettbewerbsfähig. Stattdessen sollte bewusste, strategische Abhängigkeiten mit anderen Ländern und Regionen eingegangen werden, um die Beschaffung des Equipments zu sichern.
Für die Bereitstellung von Gebäudeflächen (Rechenzentrumsgebäude) für die Herstellung der digitalen Ressourcen sollten Stadtwerke in Betracht gezogen werden. Hier ergeben sich starke Synergieeffekte bei der notwendigen Energiebeschaffung und Wettbewerbsvorteile. Stadtwerke können die Gebäude in das Energiesystem über Abwärmenutzung, zentralisierte Kühlung oder Stromspeicher- und Rückgewinnung integrieren. Diese Integration senkt die Energiekosten, welche sich auf den Preis der digitalen Ressourcen auswirken, und dadurch die Erzeugung von kosteneffizienten, regionalen digitalen Ressourcen befähigt wird.
Investitionen durch Stadtwerke stärken zudem die regionale Infrastruktur und sorgen für Souveränität und Resilienz auf der physischen Seite der Digitalwirtschaft und Digitalisierung.
Bei der Bereitstellung von Glasfasernetzen für IT-Infrastruktur geht es nicht um den Anschluss von Haushalten, sondern um die Bereitstellung von Konnektivität und hoher Bandbreite, insbesondere zu großen Internetknoten in der Region. Dieser Marktzugang und die Konnektivität in der Region tragen maßgeblich zum Erfolg bei. Die Konnektivität kann von IT-Infrastruktur-Unternehmen selbst geschaffen werden, erfordert jedoch Förderungen und Darlehen oder kann zentral über die Stadtwerke implementiert werden.
IT-Dienstleister und Beratungen in der Region stärken
Sowohl Digitalunternehmen als auch digitalisierende Betriebe und Verwaltungen in einer Region benötigen Zugang zu IT-Kompetenz, sowohl für die Produktion von Software und digitalen Produkten, als auch für die Implementierung in Prozessen.
IT-Dienstleister und Beratungen sind dabei Kompetenz-Zentren, die keine Kapitalkosten, jedoch hohe Personalkosten haben.
Um diese in der Region zu stimulieren, sollten Digitalunternehmen und digitalisierende Betriebe und Verwaltung IT-Kompetenzen von Unternehmen aus der Region beziehen. Dies sollte gefördert und Plattformen für die Sichtbarkeit der Dienstleister geschaffen werden.
Gleichermaßen sollte die Zusammenarbeit im Bereich der Bildung und Ausbildung von Fachkräften gefördert werden, da IT-Dienstleister abhängig von Zugang zu kompetentem Personal sind.
IT-Dienstleister sind oft die Brücke zum Markt, insbesondere zu Unternehmen und Verwaltungen, die sich im Prozess der Digitalisierung befinden. Im aktuellen Marktumfeld setzen diese Dienstleister primär Ressourcen von großen internationalen Handelsplätzen und digitale Produkte aus dem Ausland ein, oft weil regionale Alternativen fehlen oder nicht bekannt sind.
Um die Wertschöpfung für die Region zu maximieren, sollten IT-Dienstleister incentiviert werden, sich auf den Vertrieb und die Implementierung von regionalen digitalen Produkten und digitalen Ressourcen zu fokussieren.